Du öffnest deine Arme. „Nein, danke. Ich krieg das alleine hin. Schau, ich hab alles im Griff!“ Perfekt funktionieren ist manchmal nur Angst in seriös gebügelter Uniform. Wenn ich selbst tief in mir eingentlich nur befürchte, bald mal wieder schwach sein zu müssen, erscheine ich sehr produktiv und unantastbar unabhängig. Wenn ich merk, dass nichts sicher ist. Wenn ich merk, dass mal wieder Zeit ist das Tränenventil zu öffnen und tosende Gefühle zuzulassen. Genau dann funktionier ich oft im Hypereffektivmodus, performe, brilliere, liefere ab und nehme nichts, aber auch gar nichts an.Aber muss ich das überhaupt? Die Angst nickt darauf meistens panisch und Vertrauen nimmt sie dann behutsam an die Hand. Zusammen spazieren die Beiden dann über einen mit Verletzbarkeit gepflasterten Weg Richtung Liebe. Blanker Liebe. Am Ende hab ich Augenkontakt mit meiner Angst. Am Ende bin ich erleichtert keine Maske mehr tragen zu müssen. Kein Kostüm, das sagt „Ich hab alles im Griff“. Am Ende falle ich. Am Ende - schutzlos und todesmutig - falle ich. Ich falle in deine Arme, weil ich endlich wieder berührbar bin.
(C) Autor Raphael Lepenies // raphaellepenies.com
Lebensmut Bücher: Inspiriert? Dann gefällt Dir sicher meine Pragmatische Poesie Reihe:
„Das Leben ist schrecklich schön“ // „Die Liebe ist furchtbar frei“
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